Deskriptive Statistik - Ein Weg zur Erkenntnisgewinnung in der Psychologie

Das Fach Psychologie bietet vielfältige Möglichkeiten, affektive und soziale Erfahrungen und Erlebnisse mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Einsichten zu verknüpfen. Psychologische Erkenntnisse und psychologisch reflektiertes Handlungswissen gewinnen sowohl für die heutige Weltsicht wie für die praktische Lebensbewältigung zunehmend an Bedeutung.

Der "Stoff" besteht, wie kaum in einem anderen Kurs, auch aus Erfahrungen der Schüler selbst, und die Schüler verbinden meist mit dem Thema Psychologie ganz bestimmte Einstellungen und Erwartungen, die persönlich besetzt sind. So bietet das Unterrichtsfach Psychologie Möglichkeiten, lebenspraktische Erfahrungen aufzugreifen, konfrontiert aber auf der anderen Seite den Lehrer auch mit Problemen, z.B. seiner Abgrenzung von den Erwartungen der Schüler.

Auch in der einschlägigen Literatur werden der Psychologie besondere Merkmale zugeschrieben, die das Unterrichten sowohl erleichtern als auch erschweren, weil...

  1. ...die Psychologie, wie z.B. auch das Fach Religion, auf intimere Weise über den Menschen spricht als viele andere Fächer
  2. ...jeder Mensch schon immer Überzeugungen oder Meinungen über andere Menschen hat, die sich sowohl aus Mythen wie aus Fakten zusammensetzen
  3. ...Menschen sich gern ihrer Einzigartigkeit rühmen und ein Geheimnis bleiben wollen, das nur teilweise gelüftet werden darf und
  4. ...alle Schüler bereits Psychologen sind, bevor sie einen einzigen Psychologiekurs belegt haben, weil sie eigenes und fremdes Verhalten beobachtet haben.

Werden ihre eigenen Beobachtungen und Schlussfolgerungen von der Psychologie bestätigt, so sagen die Schüler schnell, sie hätten das alles schon vorher gewusst. Widerlegt die Psychologie dagegen ihre Alltagstheorien entstehen Widerstände oder Abwertungen des psychologischen Fachwissens.

Wir Lehrer stellen das Fach Psychologie als eine experimentelle Wissenschaft vor. Durch geschickte Vorbereitung und Lenkung der Schüler ist das Heranführen an Theorien und Modelle möglich. Besonders gut geeignet sind der Einsatz klassischer psychologischer Versuche und Experimente. Ferner lässt sich sehr gut mit Beispielen aus Literatur und Film arbeiten, die eindringliche und lebensnahe Schilderungen zu bestimmten Lebensbereichen und Problembereichen bieten können.

Interaktionsbeispiele regen Erfahrungen an. Voraussetzung ist hier, dass man bereit ist ausführlich darüber zu sprechen, was man während eines Interaktionsbeispiels erlebt hat. Der Auswertung kommt ebenso viel Wert zu wie dem Spiel selbst.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Verknüpfung psychologischer Ziele und Inhalte mit anderen Fächern.

  1. Psychologie und Physik - Fragen der Datenerfassung, der experimentellen Methode und der Modellvorstellungen über Mensch und Natur können parallel behandelt werden. Die Physik muss sich auf Teil-Theorien beschränken, die sich - ähnlich wie in der Psychologie - mitunter überhaupt nicht vereinbaren lassen. Oft handelt es sich um Modelle, die nur als vorläufige Hypothesen gelten.
  2. Psychologie und Englisch - Im Fach Englisch werden häufig Fragen der Sozialpsychologie thematisiert, wie z.B. die Einbindung des Individuums in Bezugsgruppen und Gesellschaft, Identität und Werte, Selbst- und Fremdbild. Auch bei der Lektüre von Shakespeare-Dramen lassen sich psychologische Aspekte herausarbeiten.
  3. Ethik und Sozialpsychologie - Freiheit und Determination aus der Sicht verschiedener Wissenschaften. Die sozialpsychologische Perspektive ist sehr fruchtbar für die Behandlung des Themas Freiheit, Recht und Gerechtigkeit.
  4. Religionslehre - Die Schüler setzen sich mit den Grundgegebenheiten menschlichen Daseins auseinander und machen sich mit anthropologischen Grundbegriffen vertraut.

Viele dieser Inhalte, wie z. B. das Verständnis und Selbstverständnis des Menschen oder die Grunderfahrung von Freiheit und Gebundenheit lassen sich unter psychologischen Gesichtspunkten betrachten.