Philosophie-Unterricht am Stephaneum

"Nicht jeder der weiß, ist ein Weiser, der Weise muss aber erkennen, dass er weiß, dass er nichts weiß" (Sokrates "Vater der Philosophie", 469 - 399 v. Ch.)

Philosophie wird gemeinhin mit "Liebe zur Weisheit" erklärt und Philosophen trachten danach, sich in Weisheit zu üben, denn sie gehört nach Aristoteles (384 - 322 v. Ch.) "zu den höchsten Gütern". Sicherlich ist es gar nicht so leicht auszumachen, worin eigentlich diese Weisheit besteht, wenn man sie hat und wie, falls man sich noch nicht weise fühlt, man zu ihr gelangen könnte. Wissen allein bringt uns bestimmt nicht zur Weisheit, ist aber deren Voraussetzung.

Nicht jeder der weiß, ist ein Weiser, der Weise muss aber erkennen, dass er weiß, dass er nichts weiß (Sokrates).

Wenn also Wissen zur Weisheit nicht ausreicht, dann muss es wohl "tiefe Einsicht und die richtige Anschauung von der Welt sein, worin die Quelle wahrer Weisheit liegt" (Schopenhauer, 1788 - 1860).

Weise können in jeder Zeit leben, Gelehrsamkeit ist relativ. Wann haben wir aber die "tiefe Einsicht" und gibt es nur eine richtige Anschauung von der Welt, nur eine Wahrheit? Was aber, wenn jemand eine andere Anschauung hat als ich, ist er dann weniger weise oder bin ich selbst nicht weise? Der darauf mögliche Disput zwischen uns "Weisen" über die "Wahrheiten" des Menschen wäre dann wie ein Spiegel, in dem wir unsere Bestimmung und unser Wesen, Möglichkeiten und Grenzen unserer Erkenntnis erblicken können.

Lebensnähe und Weltfremdheit sind zwei Antipoden praktischen Philosophierens, das Sokrates trefflich beherrschte. Den Menschen durch ständiges, für viele auch lästiges, Fragen dazu zu bringen, sich selbst, sein Leben, zu verstehen und vor allem zu verstehen wie man sich verhalten soll. Worin liegen nun die Motive des Menschen Philosophie zu betreiben?

In erster Linie führt sicherlich das Staunen des Menschen zur Philosophie; ferner sind es Zweifel, die ein ursprüngliches Motiv der Philosophie sind und schließlich ist die menschliche Situation eine Quelle philosophischen Fragens. "Aus dem Staunen folgt die Frage und die Erkenntnis, aus dem Zweifel am Erkannten die kritische Prüfung und die klare Gewissheit, aus der Erschütterung des Menschen und dem Bewusstsein seiner Verlorenheit die Frage nach sich selbst" (Karl Jaspers, 1883 - 1969).

Das Philosophieren ist eine Tätigkeit des denkenden Menschen, die über die Befriedigung von Lebensbedürfnissen hinausgeht, es ist kritisches Fragen und Nachdenken. Philosophie fasst die Ergebnisse des Fragens und Nachdenkens zusammen und versucht sie zu ordnen.

Philosophieren kann jeder, Philosophie will studiert sein!

Die Grundkurse Philosophie ab Klassenstufe 10 versuchen diesem hohen Anspruch gerecht zu werden und sind nach Einschätzung einer von den Teilnehmern ins Leben gerufenen Stiftung Weisentest "empfehlenswert".