Lateinunterricht am Stephaneum

"Societatis vinculum ratio et oratio." (Cicero)

"Das Band der Gesellschaft sind Vernunft und Sprache."

Latein früher

Kein Fach kann auf eine längere und wechselhaftere Geschichte am Stephaneum verweisen als das Fach Latein. Seit der Gründung des Stephaneums als Lateinschule im Jahre 1325 bis zum Beginn der Weimarer Republik (1918) war Latein das Profilfach der Schule und besaß noch einen hohen Stellenwert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Seinen Tiefpunkt erreichte das Fach dann im Schulsystem der DDR, wo es zu einem Kurs zum Erlernen von Fachbegriffen degradiert wurde. Nach der Wiedervereinigung gewann das Gründungsfach des Stephaneums wieder verstärkt an Bedeutung.

Latein heute

Schülerinnen und Schüler am Stephaneum können mit Latein in der 7. Klasse als zweite Fremdsprache, in der 9. Klasse als dritte Fremdsprache beginnen.

Das Fach Latein fühlt sich dem Europagedanken besonders verbunden und verpflichtet, hat doch das Erbe der Antike die Geschichte Europas bis in die heutige Zeit hinein geprägt. Ohne dass man es vielleicht bewusst wahrnimmt, ist Latein ein ständiger Begleiter unseres täglichen Lebens: in der eigenen wie in fremden Sprachen, Technik, Medizin, Recht...

Die Beschäftigung mit Latein trägt also in besonderem Maße dazu bei, den Bildungshorizont in Fragen der Geschichte, des Rechts, der Religion, der Politik, der Philosophie, der Literatur, der Malerei und der Architektur wesentlich zu erweitern und europatauglich zu machen.

Latein ist sozusagen das klassische Europafach, in dem auch der Gedanke des fächerübergreifenden Unterrichts permanent zur Anwendung kommt, Elemente des Geschichts- ,Erdkunde-, Ethik-, Kunst-, Musik-, Literatur-, Religions-, Sozialkunde-, und Deutschunterrichts, ja sogar auch des Englisch- und Französischunterrichts.

Daher besitzt Latein nicht nur im Schulunterricht Deutschlands, sondern auch im europäischen Ausland zu Recht einen nach wie vor hohen Stellenwert.

Latein bietet jedoch eine Reihe weiterer Chancen und Möglichkeiten, denn Latein trägt im besonderen Maße zur Persönlichskeitsbildung der Schülerinnen und Schüler bei, da durch die kritische Auseinandersetzung mit antiken Texten die Bedeutung von wichtigen Grundwerten wie Menschenwürde, Freiheit, Toleranz, Demokratie, Frieden sowie existentielle Themen wie z.B. Freundschaft, Liebe und Tod unter Berücksichtigung des historischen Wandels im Mittelpunkt stehen.

Latein ist unbestritten die Mutter von Sprachen wie Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Rumänisch und - teilweise - Englisch. Es ist klar, dass die Beherrschung von Latein das Erlernen dieser Sprachen erleichtert.

Latein schult auch die Fertigkeiten im Deutschen selbst: Zahllose Fremd- und Lehnwörter stammen unmittelbar aus dem Lateinischen, so dass der Unterricht in dieser Sprache den Wortschatz erweitern hilft und die Studierfähigkeit der Schülerinnen und Schüler verbessert. Außerdem wird durch die beständig geforderte genaue Übersetzungsarbeit auch die muttersprachliche Kompetenz deutlich gefördert.

Latein ist die Voraussetzung einer Reihe von Studiengängen an allen deutschen und auch europäischen Universitäten. Das Latinum wird gefordert für das Studium aller romanischen Sprachen, für Deutsch, Englisch, Geschichte, Archäologie, Philosophie und Theologie. Wichtig ist Latein auch für Medizin und Jura.

Latein zwingt zu genauem Hinsehen und einer Disziplinierung des eigenen Denkens; es fördert logisches Denken. Schon im Schulunterricht selbst lassen sich durch das systematische Denktraining Erfolge in anderen Fächern erzielen. Untersuchungen an Universitäten haben ergeben, dass die erfolgreicheren Studenten sehr oft Lateinunterricht an der Schule durchlaufen haben. Auch Umfragen unter hervorragenden Persönlichkeiten in Wirtschaft und Kultur zeigen, dass viele von ihnen dem Lateinunterricht einen bedeutenden positiven Anteil an ihrem persönlichen Erfolg zuschreiben. Auch Umfragen unter hervorragenden Persönlichkeiten der Wissenschaften zeigen, dass viele Lateinunterricht hatten.

Latein gilt zu Unrecht als schwer. Gerade diejenigen Schülerinnen und Schüler, deren Stärken nicht so in der spontanen Meinungsäußerung und Nachahmung fremdsprachlicher Laute, sondern eher in systematischen Arbeiten liegen, wird Latein kaum größere Probleme bereiten.