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von Axel Wieczorek +++ Rückblick und Zusammenfassung zum Bundesfinale "Jugend trainiert für Olympia".

Das Ergebnis ist Ihnen ja bekannt. Somit ist jetzt folgendes Problem: Sie können meinem Spannungsbogen nicht mehr folgen, weil es keine Spannung mehr gibt. Also schlage ich vor, sie gucken jetzt in mein Blitzdings – (ich setze die Sonnenbrille auf) – und zack blitzdings –

Es ist jetzt Mittwochmorgen und für uns der wichtigste Tag in dieser Woche. Die letzten Läufe beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ stehen an. Für einige ist es aufgrund des Alters definitiv die letzte Teilnahme, wie Chiara schon traurig feststellte, und somit wollen wir uns anständig und erhobenen Hauptes aus dem Wettkampf verabschieden. Also heißt es aufstehen, frühstücken und abmarschbereit sein. Das funktioniert reibungslos, unsere Sportler sind schon groß… Zur Motivation und als Symbol haben wir Trainer eine Runde Seeräuberkekse geschmissen. Denn unser Motto heißt, Säbel gezückt und Attacke! Und zu einer Attacke gehört ein anständiger Schlachtruf, der dem Gegner das Mark in den Knochen gefrieren lässt. Und den hatten wir auch schon vorbereitet. Er geht: Stepha – neum, wobei das „neum“ dann von allen laut gebrüllte wird. Am Hotel geübt und dann Abmarsch in einen Tag voller Taten.

Dabei führte uns der Weg (zur S-Bahn) auch wieder vorbei an dem Park, wo für uns als Dorfkinder die Anblicke nur sehr schwer erträglich sind. Die Gerüche sind es gar nicht!

Auf dem Weg erzählte dann Willi, da er den Kontakt zu anderen Mannschaften sehr pflegte, noch, dass die anderen Trainer die Handys ihrer Schützlinge eingesammelt hätten. Und er meinte, dass es unsere Mannschaft doch ganz gut mit uns hätte. Naja, ehrlich gesagt, haben wir uns nur nicht getraut. (Stichwort: Aggro-Lana)

In der Schwimmhalle angekommen teilten wir uns auf in Umziehgruppen. Denn für die meisten war der Start erst gegen 12, die anderen je 3 mussten schon gleich 10 Uhr zum 50m Rückenbadenstart. Also hieß es für die 6 schon mal gleich einschwimmen. Hochkonzentriert und bereit und auf dem Weg in den Tunnel übten alle noch mal den Start und die Wende. Denn hier kann sich ein Rennen schon mal entscheiden.

Dann ging es los, 1. Lauf auf Bahn 3 und Bahn 4 unsere Sportlerinnen Klara und Tschanin. Schiedsrichterpfiffe (so läuft das beim aggressiven Wettkampfbaden) bedeuteten in`s Wasser, an den Startblock und dann kommt das Kommando „Auf die Plätze“ gefolgt von einem Hupen, das das Startsignal ist. Alles läuft planmäßig, bis zum Hupen und alle starteten wie kleine Doris (Fischfreund von Nemo glaub ich) um als erste zurück zu sein. Alle? Naja fast alle. Bahn 4 (unsere zauberhafte Tschanin) nicht. Sie hing am Startblock (da wird das Üben im Vorfeld etwas relativiert), wirklich startbereit und wunderte sich, wo die anderen hin sind. (Also so stelle ich mir das jedenfalls vor) Bis sie merkte, der Start war schon. Und zwar vor ca. 2,5 Sekunden. Aber dann liebe Leserinnen und Leser, Start wie geübt, dann ging es los. So als hätte sie Propeller statt Füße, hat sie das Feld von hinten aufgerollt. Schwimmer für Schwimmer „frass“ sie auf und wurde am Ende des Rennens sensationelle 2. Mit nur noch wenigen 1/100n zur Ersten. Verdammt, ich hätte mich so für sie gefreut 1. werden zu können. Falls es aber ihr Plan war, mich einen Hauch aufzuregen, das hat geklappt! Im nächsten Lauf war dann Lana dran, die vorher schon wieder vor Aufregung mit den Tränen kämpfte. Wahnsinn, die Kinder sind wirklich motiviert bis in die Haarspitzen. Es gelang ihr eine seriöser, wenngleich für sie nicht ganz überragender Lauf. Am Ende war sie zeitgleich mit Tschanin. Noch ein paar Mädchendurchgänge und dann waren die Jungs dran.

Aber dazwischen stand ich am Rand und beobachtete folgendes: Die Lösung unserer vermeintlichen Schwäche lag in der Wettkampfkleidung. Während unsere Mädchen und Jungen die Wettkampfkleidung Modell Malibu-Beach, Malediven, Karibik oder Ostsee trugen, mussten für die vermeintlich besseren Schwimmer Delphine sterben, deren Haut so verarbeitet, dass sie auch noch hauteng, bis hin beengend so gegerbt wurde, dass wirklich kein Fitzelchen Wasser auf die Haut dringt. Und eins ist wohl auch klar. Jeder weiß, dass Delphine verdammt schnell schwimmen können und das besonders wegen ihrer Haut und wenn die Haut dann hauteng auf den Träger angepasst wird, überträgt sich diese Eigenschaft zwangsläufig. Also, wieder ein Rätsel gelöst. Aber Fakt ist auch, für uns müssen keine Delphine sterben! Nicht mal um jemanden vom Axelhaar zu befreien.

Zurück zu den Jungs. Nikolai, Luca und William mussten ran. Sie machten ihre Sache bravourös. Nikolai schwamm 3s, Luca 2s und Willi 0,5s schneller als im Landesfinale, wobei Willi mit 37,2 schnellster war und eine wirklich klasse Zeit lieferte. (Der beste in diesem Wettbewerb schwamm übrigens 27,1s).

Nun hieß es warten, einschwimmen für die anderen, Tunnelstimmung halten und dann auf in das letzte Gefecht. Schließlich geben Seeräuber nie auf! (Vgl. Klaus Störtebeker, Deutsche Sagen, Ostseebibliothek, damals)

Wir verbrachten unsere Zeit damit, unsere Dessauer Freunde anzufeuern, den Magdeburgern die Daumen zu drücken und solche Sachen eben. Es hat geholfen. Die Dessauer wurden 11. und die Magdeburger Mannschaften jeweils 2. in der Altersklasse WK IV, die sonst wir mit unserer Anwesenheit bereichern.

Dann wurden die Listen mit der Bahneinteilung für die letzte, die alles entscheidende 8x50m Freistilstaffel ausgehängt. Wir waren im Lauf 1 auf der Bahn 8. (Kurze Erklärung: Lauf 1 bedeutet „Loserlauf“, Bahn 8 bedeutet „Oberl…“ weil 16.) Damit war klar, wir hatten einen Brocken zu bewältigen. Und mir war klar Platz 15. ist vergleichbar mit dem Gewinn der Champions League im kommenden Jahr durch meinen FC CARL ZEISS JENA. Und ich glaube den Kindern war es auch klar. ABER bange machen gilt nicht. Wir hatten ja noch ein Ass im Ärmel. Unser Schlachtruf! Also Kinder auf geht`s. Uuuuuuuuuuund Stepha –NEUM, Stepha – NEUM, Stepha – NEUM. Wahnsinn. Die anderen hatten Schiss in ihren viel zu engen Delphinhäuten! Und das SSE muss jetzt generalüberholt werden, weil es Risse in den Becken gibt.

Also zur Staffel: Ordentliche Starts, ordentliche Wenden, gute Wechsel (zumindest bei den Mädchen) brachten Ergebnisse, deutlich über denen vom Landesfinale lagen. Bei den Mädchen satte 10 Sekunden!! Jetzt waren sie endlich locker. Und bei den Jungen satte 15 Sekunden. Und trotzdem wurden wir von den Delphinhautträgerinnen überrundet. Im Loserfinale! Aber Diana sagte direkt: „Aber nicht von allen!!“ Na also, ist dann doch nur halbdolleganzpeinlich im Loserfinale überrundet zu werden.

Am aufregendsten war bei der Jungenstaffel noch der letzte Wechsel. Wir hatten einen Vorsprung von ca. einer halben Bahn auf Platz 8, dicht am Platz 6 dran. Dann kam der Wechsel, der meines Erachtens ein Frühstart war und wir somit hätten Nachschwimmen müssen. Ich war so sauer, dass ich den Rest des Laufes gar nicht mehr mitbekam. Denn da startete ein richtiges Tier (bemerkte Nikolai oder war es Maxim?) bei den bis dahin letzten. Und was soll ich sagen, gegen eine solche Urgewalt waren wir machtlos. Wir wurden mit 5/10 Rückstand 8. Mist! Auch unsere Jungen hätten sich belohnen dürfen!

So zack Blitzdings! – Jetzt lesen Sie bitte den Text zum Tag 4. – Und da ist sie wieder meine Endlosschleife – hihi.

Nach dem Wettkampf, der Siegerehrung, bei der Valerie und Jessica, Tristan und Simon jeweils als Erste aufgerufen nach vorn durften (Wie schon erwähnt, hier sind wir Sieger) und unsere Urkunden abholten, ging`s zum Gesundbrunnen, wo Gustav noch eine Runde Döner auf seinen Geburtstag ausgab, weil wir es am Montag nicht geschafft hatten. Danach ging`s ins Hotel, etwas individuelle Freizeit genießen und dann 17.15 Uhr mit einem kleinen Fußmarsch zur Max Schmeling Halle, die ja nur gut 20 Minuten entfernt ist.

Hier machte sich unsere Erfahrung wieder bezahlt. Wir standen ganz vorn am Einlass, waren die Ersten drin und hatten somit freie Platzwahl und wählten natürlich die besten Plätze direkt gegenüber der Tribüne. Dann das übliche Vorprogramm, aufheizen und so weiter. Und dann ging es los. Begrüßung aller Länder mit Einmarsch, oder Einhüpframmeln – so kleine Gymnastikmädchen haben sie reingebracht – also gehüpft oder eben gerammelt (thüringischer Begriff für rennen) – der Länderfahnen, Begrüßung der Offiziellen, singen der Nationalhymne und entzünden des Olympischen Feuers. Letzteres wurde übrigens durch Christoph Harting vollzogen, dessen Auftritt eher verhalten freundlich aufgenommen wurde. Diana als bekennender Robert Groupie hätte seinen Bruder auch lieber gesehen.

Dann kam der lange Block der Siegerehrungen. Zusammenfassung: Siegerehrungen wurden durchgeführt durch Offizielle und ehemalige/aktive Sportler. In den Pausen zwischen den Disziplinen gab es „Kultur“. Um ehrlich zu sein verstehe ich nicht, warum man für so was (Kultur) Geld ausgeben muss, also für so was, was da eingekauft wurde. (Ich bin ja bekanntlich eine Banause…) Trotzdem, da war ein Typ, der als Jongleuse auftrat. Er jonglierte Bälle, also jetzt mal so, na so wie man das macht halt und hüpfte dabei wie eine Primaballerina rum. Für mich nicht spannend.

Der folgende Einspieler brachte Impressionen von der Anreise auf dem Hauptbahnhof am Sonntag. Und da, da war schon mal klar wer hier der absolute und alleinige Sieger der Herzen ist! Stepha – NEUM!!!! Also wirklich, unsere Kinder waren da so oft zu sehen. Fantastisch!!

Dann ging`s weiter mit einer Artistenschulschülerin an einer Reckstange in der Luft an Seilen. Naja, sportlich aber warum? Robin war dann doch ein bisschen beeindruckt. Er meinte: „Was macht die denn da mit ihren Beinen? Ich krieg nicht mal meine Nase ins Gesicht!“ (Er meinte seine Füße. – ein Brüller für uns…) Simons Reaktion: „So ist das mit dem Alkohol.“

Dann kam die Siegerehrung der Schwimmer. Bei dem Vorberichtsfilm waren unsere zauberhaften Sportlerinnen und Sportler einmal mehr wesentlicher Bestandteil. Also falls es mit dem Wettkampfbaden nicht so erfolgreich wird, als Schauspieler geht auf jeden Fall was.

Weiter im Programm und nochmal der Jongleuse (ist Absicht!). Diesmal hat er Metallfässer drehen lassen Wahnsinn!! Wären es Holzfässer, mit Whisky gefüllt, vorzugsweise Laphroaig, hätte ich einen Sinn erkennen können. So wäre für den Whisky vielleicht mehr Holzkontakt für die bessere Reife zustande gekommen. Aber leere Blechfässer? Ich weiß nicht…

Während des Programmes konnte ich glücklicherweise im Liveticker das Spiel meines FCC im Auge behalten. Von der 1:0 zur 2:0 Führung für den FCC in Würzburg bis zum 1:2 bis zum 2:2 hatte ich alles beobachtet. Zunächst höchst erfreut bis zum Ende doch froh über den Punkt.

Das Ende der Siegerehrung nahte und für uns die Zeit uns in den VIP Bereich zu begeben. Wir schafften wieder eine Top Zeit, allerdings wissen wir nicht so ganz warum. Das Essen war ok, kein Brüller und das Bier gab es nur ohne Alkohol, Wein gar nicht. Wie sehr schade!! Meine persönliche Meinung zum Bier ohne Alkohol: Die Schöfferhofer Version schmeckt wie eingeschlafene Füße, aber wie kalte und das Clausthaler extra herb ist einfach nur extra herb Geschmacksnervenzerstörend. Naja, ein paar nette Gespräche kamen noch zustande, besonders mit der Dessauer Kollegin. Dabei beschlossen wir mal einen gemeinsamen Schwimmwettkampf in unserem beschaulichen Ballhaus zu organisieren. Ich finde es eine gute Idee.

Endlich ist der Abend geschafft. Die Disko der Kinder war auch schon eher zu Ende und wir konnten bereits 22.45 Uhr den Rückweg antreten. Selbiger verlief partiell begleitet von unserem Schlachtruf. Nun wissen auch die letzten Berliner, wer ihre Stadt begründet hat (zur Erinnerung: die Ascanier… Sitz Aschersleben) und wie das älteste Gymnasium dort heißt. So schnell schlafen und zwar aus.

Mittwoch (heute) morgen, gemütlich aufstehen, frühstücken, Sachen packen, Zimmer beräumen, Zimmer Durchgang mit der Hotelfrau und die liegengebliebenen Sachen mitnehmen. Das waren im Übrigen 2 Ritter-Sportschokoladen, die Simon(!) vergaß und eine gefühlt ca. 5l fassende Cremeflasche von Klara. Im Gespräch erfuhr ich noch, dass Willi der Supermegaerfolgschecker ist. Er hatte am Abend vorher 8(!!!) Telefonnummern klar gemacht. Wahnsinn! Riesen Erfolg von unserem hormonbeeinträchtigten Jugendlichen. Oder in Jugendworten. Momentan is wohl Hormon der Megainfluencer bei „The Willi“, Digga. Ich drücke ihm die Daumen, dass er bald die Kontrolle zurück erhält. Er ist nämlich ein guter Kerl.

S-Bahn zum Bahnhof, 1 Stunde rumbummeln am Hauptbahnhof, ICE (wo die Erfurter Leichtathletinnen mit einstiegen, deren Trainer aber doch anhand meines T-Shirts sagte: „Nur der FCC.“ Was ich von Erfurtern nie erwartet hätte – große Freude) nach und Achtung jetzt: MerseDORF Nord, wie Lana feststellte, weil sie sich erinnerte, dass der andere Stadtname unerwünscht ist, Umsteigen dort und da gab es noch einen Beitrag der Hühner. Nur weil ich irgendwie ein bisschen rumgealbert habe, wurde Diana gefragt, ob sie sich jetzt fremdschäme? Klug wie sie ist antwortete sie nicht. Ich jedoch sagte, sie hätte ja auch `nein` sagen können, woraufhin Valerie in ihrer gewohnt trockenen Art feststellte: „ Na vielleicht ging es ihr ja um das  Autos…“

Dann saßen wir im Zug nach Aschersleben und da wurde klar, für viele ist es definitiv die letzte Heimfahrt von einem Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia.

Wir hatten wieder 2 tolle Mannschaften mit wirklich fetzigen Jugendlichen am Start. Wir waren in der Breite gut aufgestellt, die Spitze hat uns etwas gefehlt. Das Ergebnis ist sicher nicht das, was wir uns gewünscht haben. Die Sportlerinnen und Sportler haben sich leider nicht belohnen können. Es ist aber auch schwer gegen gedopte Delphine (nur witzig nicht feststellend gemeint) anzutreten. Aber, wir hatten eine coole Zeit, konnten viel gemeinsam erleben und unsere Größen und Stärken ausspielen, besonders wenn es darum ging Teamgeist zu zeigen und Solidarität mit Benachteiligten zu demonstrieren. So was kann man nicht lernen. Wir sind stolz auf euch!

Nochmal ein herzlicher Dank an alle eingangs der Berichte genannten Unterstützer unseres Abenteuers. Ihr habt uns und den Kindern viele und unvergessliche Erlebnisse ermöglicht.

Die Chancen für ein neues Abenteuer sinken, wie schon berichtet. Das wird uns aber nicht davon abhalten, es wieder zu versuchen. Und wir werden auf jeden Fall antreten im nächsten Landesfinale! Und dann werden wir sehen. Vielleicht gelingt uns ja wieder der Landessiegcoup. Und dann, dann können sich die anderen warm anziehen. Wir sind schließlich vom

Stepha – NEUM!!!

PS: Vielen Dank für`s geduldige Lesen.

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